Oft ist zu lesen, dass giftfreie Wärmebehandlungen gegen Bettwanzen erheblich teurer sind als Pestizidbehandlungen. Dem muss widersprochen werden.
Da die Eier der Bettwanzen bei Giftbehandlungen nicht mit abgetötet werden, sind immer mindestens 3 Sitzungen im Abstand von ca. 14 Tagen notwendig. Sollten die Bettwanzen bereits Resistenzen gegen Giftstoffe entwickelt haben, können auch erheblich mehr Behandlungen notwendig werden. Der Preis pro Behandlung muss daher mindestens mit drei multipliziert werden.
Leider wird von vielen Schädlingsbekämpfern verschwiegen, dass bei Giftbehandlungen eingesprühte Matratzen oder Polstermöbel nicht weiter benutzt werden dürfen und fachgerecht zu entsorgen sind. Kommen Körperteile nach einer Pestizidbehandlung mit eingesprühten Textilien in Kontakt, werden die Giftstoffe über die Haut aufgenommen und gelangen in den Körper. Die Kosten für neue Matratzen, Polstermöbel oder Teppiche müssen bei einer Pestizidbehandlung grundsätzlich mit eingerechnet werden, da es sich hierbei um beliebte Verstecke und Lebensräume der Bettwanzen handelt.
Nach einer Wärmebehandlung können Matratzen und Polstermöbel ohne Probleme weiter genutzt werden, wodurch erhebliche Anschaffungskosten für neue Möbel entfallen und die Wärmebehandlung somit günstiger und umweltfreundlicher als eine Pestizidbehandlung ist.
Zur Verdeutlichung des Problems zitieren wir nachfolgend aus den Produktblättern häufig verwendeter Pestizide:
Produkt: Fendona®
Hersteller: BASF
Wirkstoff: 60 g/l (5,8 %) Alpha-Cypermethrin
„Einsatzempfehlung gegen Bettwanzen:
Behandlung von befallenen Flächen und bevorzugt aufgesuchten Orten wie Fuß- und Teppichböden, Polstermöbeln, Bettgestelle, Fußleisten, Tapeten, in Ritzen und Spalten.
Hinweise für den sicheren Umgang:
Das Behandeln von Textilien und anderen Materialien, die direkten Kontakt zur Haut haben könnten, wie Kleidungsstücke, Stoffe, Bettwäsche, ist zu vermeiden.
…
Bei Anwendung in Wohn- und Schlafräumen sind Matratzen, Bettwäsche, Teppiche und andere Textilien zu entfernen. Eine Entfernung ist nicht erforderlich, wenn befallene Gegenstände zur Behandlung im Raum belassen werden, um anschließend einer fachgerechten Entsorgung zugeführt zu werden“
Produkt: Mythic®SC
Hersteller: BASF
Wirkstoff: 106 g/l (10%) Chlorfenapyr
„Einsatzempfehlung gegen Bettwanzen:
Behandlung von befallenen Flächen und bevorzugt aufgesuchten Orten wie Fuß- und Teppichböden, Polstermöbeln, Bettgestelle, Fußleisten, Tapeten, in Ritzen und Spalten, um auch die zum Zeitpunkt der Behandlung nicht entdeckten Tiere nachhaltig zu bekämpfen.
Hinweise für den sicheren Umgang:
Oberflächen von Matratzen oder Schlafplätze von Haustieren nicht behandeln. Betttücher entfernen und vor Wiederbenutzung waschen. Missbrauch kann zu Gesundheitsschäden führen.“
Achtung:
Pestizide sind Giftstoffe und sollten ausschließlich durch geschulte Schädlingsbekämpfer ausgebracht werden, da nur sie über die nötige Fach- und Sachkunde verfügen. Dabei sind immer
- Chemikalienbeständige Schutzhandschuhe (EN 374)
- Standardschutzanzüge
- Schutzbrillen mit Seitenschutz
- Festes Schuhwerk
- Atemschutz mit Partikelfilter (z.B. EN 143, Typ 2)
zu tragen. Schädlingsbekämpfer die obige Schutzausrüstung nicht oder nicht vollständig nutzen, sollten sie die Arbeiten keinesfalls durchführen lassen. Wer die eigene Sicherheit nicht achtet wird auch bei den Behandlungsmaßnahmen nachlässig sein !
Verzichten Sie auf Pestizide oder sonstige Mittel, wie sie im Baumarkt oder bei Amazon erworben werden können, da diese die Resistenzbildung fördern aber das Bettwanzenproblem niemals lösen.
ACHTUNG:
Eindringlich warnen wir vor betrügerischen Vermittlungsportalen. Dabei handelt es sich um professionell gestalltete Internetauftritte, die massiv auf google Werbung schalten und suggerieren, dass es sich um den Internetauftritt eines Schädlingsbekämpfers handelt. Die handelnden Personen sind teilweise schon aus der sogenannten Schlüsseldienstmafia bekannt.
Den Hinweis, dass es sich um eine reine Vermittlungsseite handelt, finden Sie oft im Impressum oder dem Haftungsausschluss der entsprechenden Seite. Besonders skeptisch sollten Sie sein, wenn die Seite kein Impressum aufweist.
Wohin die Beauftragung solcher Abzocker führen kann, zeigt das Beispiel der Bettwanzenbekämpfung in Ratingen.
Betroffene können sich an die Verbraucherzentrale Brandenburg wenden, bei der bundesweite Fälle von Abzocke gesammelt und gebündelt bearbeitet werden.